08.06.2010 – (Artikel aus dem Archiv der alten FA)
Die Bilderberger! Ein Macht-Konzentrat aus Politik, Wirtschaft und den meinungsführenden Medien. Ein schwer zu durchschauendes Geflecht aus Politik-Prominenz und Industrie-Bossen. Wird bei diesen angeblich rein informellen Treffen der Großen, die Marschrichtung der Weltpolitik festgelegt? Oder bietet dieser Think-Tank nur den Nährboden für haltlose Verschwörungstheorien? Die Freie-Allgemeine blickte hinter die Kulissen dieses Super-Symposiums und interviewte den Bilderberger-Konferenz-Teilnehmer und Bundesminister a. D Andreas von Bülow zu den Hintergründen, Abläufen und Verschwörungstheorien rund um die Bilderberger Treffen.
FA: Herr von Bülow, Sie waren Gast der Bilderberger?
Von Bülow: Ja, ich war einmal zu Gast. Zu dieser Zeit war ich Sprecher in Haushaltsfragen. Ein deutsches Komitee suchte aus, wer in Frage kommt und wählte mich.
FA: Haben Sie auf der Bilderberger- Konferenz auch referiert?
Von Bülow: Nein habe ich nicht, hätte aber referieren können und einen dieser langweiligen Vorträge halten können.
FA: Also alles nicht so spannend wie es sich anhört?
Von Bülow: Es ist überhaupt nicht spannend. Die Leute, die auf der Suche nach der Weltregierung sind, werden diese nicht bei den Bilderbergern finden. Diese Weltregierung gibt es auch nicht, nicht in dieser Form. Es gibt zwar eine Supermacht, die sich ihrer Organe bedient, wie dem Sicherheitsberater, der CIA, der NSA – die wiederum Anregungen von außen bekommen und diese nach innen weitergeben.
FA: Die Politische-Marschrichtung wird also nicht auf der Bilderberger-Konferenz festgelegt?
Von Bülow: Die Richtung wird wo anders festgelegt. Aber es wird der Gleichschritt der westlichen Welt gewährleistet. Es gibt aber Kreise, in denen ausgedacht wird, was zu tun ist. Also zum Beispiel den iranischen Premierminister Mohammed Mossadegh aus der Macht zu jagen und das Schah-Regime einzuführen. Das bekommt man aber nicht auf einer Bilderbergerkonferenz mit 130 Teilnehmern beschlossen. So etwas wird in kleinen Kreisen beschlossen, die eine Entscheidung an gehorsame ausführende Einheiten weitergeben. Die Bilderberger-Konferenz ist die edle Seite der Weltmacht, diese muss die weniger edle Seite der Weltregierung verdecken. Vor der eigenen – und der Weltöffentlichkeit. Und die Transporteure dieses Bildes sind die Teilnehmer der Konferenz.
FA: Wie kann man sich den Ablauf einer Bilderbergerkonferenz vorstellen? Sektfrühstück und Golf?
Von Bülow: Nein, man kommt in der Regel abends zum Empfang in einem stink feinen Hotel – bekommt seine Drinks und hält sich in der Regel mit seines gleichen auf. Man muss natürlich wissen, dass sich dort Prominenz wie Henry Kissinger oder ein Zbigniew Brezinski tummelt. Die Leute, die an deren Tische gebeten werden, fühlen sich natürlich innerlich geadelt. Wenn dann bei so einer Gelegenheit Sprüche fallen wie: „Deutschland wird am Hindukusch verteidigt“ lacht ein Kissinger innerlich, bejubelt es aber nach außen, da der Transmissions-Riemen für Deutschland gefunden wurde. Am nächsten Morgen fängt die Tagung an, man teilt sich in unterschiedliche Gruppen auf. Entschlüsse werden überhaupt nicht gefasst, man hört ein paar aufgesetzte Reden von Hivies. Dann kommt Kissinger macht ein paar launische Bemerkungen. Die Redakteure sind glücklich, dass sie eingeladen werden, dürfen aber nicht berichten, damit frei Gedanken ausgetauscht werden können. Also ist ähnlich, wie die Sicherheitspolitischekonfernez in München. Ist langweilig bis auf wenige Höhepunkte. Gut, man kann Kontakte knüpfen, aber das geht auch auf dem Golfplatz oder in Clubs. Die Vorstellung, dass dort eine Gruppe verschwörerisch sitzt und die Weltabläufe bestimmt, ist nicht tragbar.
FA: Aber es ist doch verständlich, dass das Volk Verschwörungen sieht, wo sie keinen Einblick haben?
Von Bülow: Ja, das ist verständlich. In der Familie sowie in der Politik muss es aber Raum geben, in dem man sich unter Ausschluss der Öffentlichkeit austauschen kann. Ich habe dafür Verständnis, aber wiederrum auch Verständnis für die auftauchenden Verschwörungstheorien.
FA: Aber an den Verschwörungstheorien ist nichts dran?
Von Bülow: Nein, da ist nichts dran. Ich halte davon gar nichts. Auch das „Council Of Foreign Relations“ wo ich öfters Gesprochen habe und Ideen habe einfließen lassen – hat eine Funktion des Transfers, für bereits gefällte Entscheidungen. Es werden Studien in Auftrag gegeben, es werden Ideen besprochen, wie Politikvorschläge in die Öffentlichkeit zu bringen sind. Also nur ein Instrument um Mainstream-Thinking zu Stande zu bringen und dieses dann in die die Öffentlichkeit umzusetzen. Es ist im Grunde die Konformierung einer gewünschten Richtung.
FA: Heißt das nicht das ein „Council Of Foreign Relations“ öffentliche Meinung steuert und bewusst beeinflussen kann?
Von Bülow: Ja, klar. Dem CIA ist nun eingefallen, dass die muslimische Welt die neue Herausforderung sein muss. Man setzt dann einen Prof. Samuel Huntington dran, ein großes Wissenschaftliches Werk über die Thematik zu verfasst, es passieren Terroranschläge und schon hat man einen neuen Feind. Früher die Sowjetunion nun die muslimische Welt. Und die sitzt dummerwiese auf dem Öl.
FA: Und dies ist sprichwörtlich explosiv.
Von Bülow: Es wird explosiv gemacht, es werden hemmungslos Lügen verbreitet, wie in den Irak Kriegen die auf den Lügen um eine Bedrohung von Massenvernichtungswaffen gegründet sind. Es baut alles auf Lügen auf, wie auch Afghanistan – ein unglaubliches Lügengebäude. Und mit dem Iran ist es dasselbe.
FA: Wird die islamische Welt als neues Feindbild aufgebaut?
Von Bülow: Ja, das glaub ich. Vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion war die islamische Welt gar kein Feind. Doch kurz nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wird ein neues Feindbild generiert. Genau das, was Samuel Huntington gefordert hat: Die Menschen brauchen einen Feind sonst folgen sie ihren Führern nicht! Der Clash of Civilisation!
FA: Sie sprachen den internationalen Transmissionsriemen für Afghanistan an -ist der Kaukasus geostrategisch enorm wichtig für die USA?
Von Bülow: Natürlich! Um Flughäfen aufzubauen, Kampfkräfte aus der Region zu gewinnen und um den Wiederaufstieg Russlands zu verhindern. Es wird die Verbindung China-Russland getrennt – auch wichtige Öl und Gas-Leitungen werden abgeschnitten. Kissinger und vor allem Brezinski haben Angst vor einem Eurasien mit neuer erstarkender Machtstruktur, vor der selbst Amerika verblassen könnte. Und genau das will man verhindern. Brezinski rühmt sich ja damit, dass er es war, der die Strategie zur Destabilisierung Russlands entwickelt hat. Um die Sowjetunion zu schwächen, hat man das Land mit fundamentalistischen islamischen Ländern – die jetzt unsere Feinde sind -umzingelt. Daraus bildete sich die Taliban oder das, was wir heute al-Kaida nennen. Osama Bin Laden spielte da eine große Rolle.
FA: Wie sieht die Marschrichtung der nächsten 10 Jahren aus, was denken Sie kommt auf uns zu?
Von Bülow: Ich kann nicht beurteilen was aus Amerika wird, ob die ihre Finanzkrise überleben, ob das amerikanische Volk das weiter mitmacht, dass ein Großteil ihrer Steuern in den militärischen industriellen Komplex fließt.
FA: Werden die Amerikaner nicht Kriegsmüde?
Von Bülow: Das Volk ja, es gibt aber immer mehr Söldner, die in die Kriege ziehen. Ein Großteil des Krieges wird mit Drohnen und gezielten Morden geführt. Blackwater führt Krieg, ich bin sehr unglücklich über die amerikanische Entwicklung.