04.05.2010 – (Artikel aus dem Archiv der alten FA)
Ein Ende kann auch immer eine Chance bedeuten – bekommt die ausgemusterte deutsche Währung eine zweite Chance? In einem Interview mit der Freien-Allgemeinen lässt der Finanzexperte Walter K. Eichelburg die Bombe platzen und prognostiziert den Druck einer Notwährung – der „D-Mark 2“ – noch in diesem Sommer. Doch wie realistisch ist die Reanimation der D-Mark? Und wie vertrauenswürdig sind Eichelburgs Quellen? Was würde die Wiedereinführung der Deutschen Mark für den kleinen Mann auf der Straße bedeuten?
Für die Deutschen war die D-Mark stets ein Symbol für Beständigkeit und Wohlstand. Attribute, nach denen sich die Deutschen im Zuge von zwei verlorenen Weltkriegen, großen Entbehrungen und noch größeren finanziellen Krisen gesehnt haben. Von 1948 bis 2001 war sie die offizielle Währung der Bundesrepublik Deutschland. Eine 53-jährige Erfolgsgeschichte; und so mancher verbindet mit der „guten alten DM“ ganz persönliche Erlebnisse. Das erste Taschengeld, das man gleich in Eis investierte. Der rostige VW-Bus, den man mit seinem hartverdienten Geld vom Sommerjob bezahlte. Im Gegenzug ist der Euro nicht gerade das, was man als Identitätsträger verstehen kann, die Deutschen wollen bis heute den Euro nicht, denn er schürt tief verankerte Verlustängste in der deutschen Volkseele. Zwar hat man das erfolgreiche Modell der Bundesbank auch auf die europäische Zentralbank angewendet, um die Erfolgsstory der D-Mark auf den Euro zu übertragen, doch gelang es nie, das Vertrauen, das in der D-Mark wurzelte, auf den Euro zu übertragen.
Und nun im Jahre 2010 – neun Jahre nach der Euro-Einführung überschlagen sich die Ereignisse: Eine Bankenpleite jagt die andere, nach Island drohen nun Griechenland, Portugal und Spanien der Staatsbankrott. Und schon an der Rettung Griechenlands droht die EU zu scheitern. Die Stimmen innerhalb der finanziell stärkeren EU-Staaten wie Frankreich und Deutschland werden zunehmend lauter, die Finanzhilfen zu verweigern. Zwar stehen offiziell die führenden Parteien hinter der Rettung Griechenlands, doch weichen immer mehr Volksvertreter von dem Rettungskurs ab – denn es sind Wahlen in Nordrhein- Westfalen, und eine Rettung Griechenlands wird von der Mehrheit der Bevölkerung (je nach Umfrage 57 bis 90 Prozent) abgelehnt. Doch wie kann diese europaweite finanzielle Abwärtsspirale gestoppt werden? Der österreichische Finanzexperte und Betreiber der Internetseite www.hartgeld.com , Walter K. Eichelburg, rät der Bevölkerung seit langem, ihre Euros in Gold einzutauschen, da dies die einzige Möglichkeit sei, die persönlichen Ersparnisse nicht an eine von ihm prognostizierte Hyperinflation im Euro-Raum zu verlieren.
Für Eichelburg verdichten sich die Indizien auf ein baldiges Ende des Euros und der europäischen Gemeinschaft. So sei er bereits vor einem Jahr an Informationen über den Druck einer „Notwährung“ gelangt. Er wisse von Großaufträgen der Bundesdruckerei für neue Druckmaschinen. Auch würden in den entsprechenden Kreisen bereits Probedrucke der neuen Währung unter der Bedingung der absoluten Verschwiegenheit präsentiert. Auch Fahrer von Geldtransporter sollen eine geheimnisvolle neue Währung zu Augen bekommen haben. Berichte aus der chemischen Industrie handeln von Druckfarben, die keiner gängigen Währung zugeordnet werden könnten. Ein Informant Eichelburgs aus deutschen Regierungskreisen soll zudem die „D-Mark 2.0“-These bestätigen. Die Diskussion um den Einsatz der Bundeswehr im inneren, um Aufstände niederzuschlagen, wäre ein weiterer Hinweis darauf, das Deutschen bald ihre Ersparnisse verlieren könnten. Aus diesen Indizien schließt Walter E. Eichelburg, dass die Entscheidung für eine DM 2.0 bereits gefallen ist. Für den Finanzexperten ist die Wiedereinführung der DM keine langfristige Umstellung, er geht von einer kurzfristigen Umstellung auf die „neue alte“ Währung aus. Womöglich noch in diesem Sommer.
Doch ist dieser „Worst-Case“ überhaupt denkbar? Was würde es für die deutsche Exportwirtschaft bedeuten? Und vielleicht noch wichtiger, was ist mit der moralischen Verantwortung gegenüber den in Not geratenen Mitgliedstaaten? Hat man wirklich bereits den europäischen Geist zu Grabe getragen? Sollte man in dieser desolaten europäischen Finanzsituation das Hauptaugenmerk auf die eigene Volkswirtschaft richten, sind nicht die wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen den Eurostaaten mittlerweile so tiefgehend, dass man nur mit einem gesamteuropäischen Protektionismus erfolgreich sein kann? Eins scheint sicher: eine Wiedereinführung der deutschen Mark ist kein Allheilmittel für die Genesung der wirtschaftlichen Gesamtsituation. Peter Bofinger einer der fünf Wirtschaftsweisen gab ein entsprechendes Statement ab: „Viele Deutsche würden ein sentimentales Glänzen in die Augen kriegen, wenn die D-Mark zurückkäme”, meint er. “Aber die ökonomischen Folgen wären verheerend.“ Die Sehnsucht nach der D-Mark habe mehr mit Emotion als mit wirtschaftlichem Sachverständnis zu tun, denn man vergesse dabei zu beachten, dass die D-Mark unter ihrer starken Aufwertung in Europa zu kämpfen hätte und dies für die Export orientierte deutsche Wirtschaft fatal wäre.